Junge Menschen in Deutschland verlassen früh das Elternhaus

Junge Menschen in Deutschland verlassen früh das Elternhaus

In Europa gibt es erhebliche Unterschiede bei der Frage, wann der Nachwuchs aus dem Elternhaus auszieht. In Skandinavien ist das im Schnitt schon mit Anfang 20 der Fall, im Mittelmeerraum erst mit Anfang 30. In Deutschland liegt das Auszugsalter laut den neuesten Zahlen nach wie vor relativ niedrig. Für den Wohnungsmarkt bringt das Herausforderungen mit sich.

In Europa gibt es erhebliche Unterschiede bei der Frage, wann der Nachwuchs aus dem Elternhaus auszieht. In Skandinavien ist das im Schnitt schon mit Anfang 20 der Fall, im Mittelmeerraum erst mit Anfang 30. In Deutschland liegt das Auszugsalter laut den neuesten Zahlen nach wie vor relativ niedrig. Für den Wohnungsmarkt bringt das Herausforderungen mit sich.

Wiesbaden. Junge Menschen verlassen in Deutschland vergleichsweise früh das Elternhaus: Im vergangenen Jahr waren sie beim Auszug im Durchschnitt 23,9 Jahre alt. Das ist deutlich jünger als im EU-Durchschnitt, der bei 26,2 Jahren liegt. Diese Zahlen hat das Statistische Bundesamt jetzt in Zusammenarbeit mit der europäischen Statistikbehörde Eurostat mitgeteilt. Die Statistik zeigt erhebliche Unterschiede zwischen den EU-Ländern auf, wobei sich regionale Schwerpunkte zeigen.

So werden die Kinder in Skandinavien besonders früh flügge. Finnland kommt auf das EU-weit geringste Auszugsalter, hier verlassen die Nachkommen im Schnitt schon im Alter von 21,4 Jahren das Elternhaus. Es folgen Dänemark mit 21,7 und Schweden mit 21,9 Jahren. Auch in den Niederlanden ziehen die jungen Menschen noch etwas früher von zuhause weg als in Deutschland, dort liegt der Durchschnitt bei 23,2 Jahren. Frankreich kommt auf 23,5 Jahre und liegt damit auf einem ähnlichen Niveau wie Deutschland.

Mittelmeer-Raum hat besonders viele „Nesthocker“

Insgesamt ziehen die Kinder nur in sieben EU-Ländern früher zuhause aus als in Deutschland. Im Gegensatz dazu haben die Länder in Südosteuropa sowie am Mittelmeer besonders viele „Nesthocker“ zu verzeichnen: In Kroatien zieht der Nachwuchs im Schnitt erst im Alter von 31,3 Jahren bei den Eltern aus, das ist der EU-Höchstwert. Auch in der Slowakei liegt das Auszugsalter mit 30,9 Jahren sehr hoch. Das gilt auch für die drei großen Mittelmeerländer: Griechenland kommt auf 30,7 Jahre, Italien auf 30,1 Jahre und Spanien auf 30,0 Jahre.

Über die Gründe für die großen Unterschiede lässt die Statistik keine Rückschlüsse zu. In ganz Europa zeigt sich zugleich, dass die Männer deutlich länger bei den Eltern wohnen bleiben als die Frauen. In Deutschland zieht die durchschnittliche Frau mit 23,1 Jahren bei den Eltern aus, der durchschnittliche Mann erst mit 24,6 Jahren. In Deutschland ist die „Nesthockerquote“ zuletzt insgesamt etwas gestiegen. Lebten im Jahr 2021 noch 27,4 Prozent der 25-Jährigen bei den Eltern, waren es 2024 immerhin 28,4 Prozent.

Wenige „Nesthocker“: Hohe Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt

Bei den Männern lag der Anteil der noch bei den Eltern wohnenden Menschen 2024 bei 33,8 Prozent, also rund einem Drittel. Bei den Frauen war es dagegen nur ein gutes Fünftel (22,4 Prozent). Zu den Gründen trifft die amtliche Statistik keine Aussage. Denkbar ist jedoch, dass die erschwerte Verfügbarkeit von Wohnraum, vor allem in den beliebten Universitätsstädten, in Deutschland in den letzten Jahren dazu geführt hat, dass mehr junge Menschen länger bei den Eltern wohnen blieben.

Für die Wohnungsmärkte in Deutschland ist es jedenfalls durchaus eine Herausforderung, dass die Menschen hierzulande vergleichsweise früh aus dem Elternhaus ausziehen. Das führt zu einer starken Nachfrage vor allem nach besonders günstigem Wohnraum, da Menschen mit Mitte 20 vielfach noch nicht über hohe Einkommen verfügen. Zudem konzentriert sich diese Nachfrage besonders auf Hochschulstandorte, während in ländlichen Regionen die Nachfrage schwächer ausfällt. 

Dieser redaktionelle Beitrag wurde von Haus & Grund Rheinland Westfalen verfasst.

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